Romantische Strasse

2-Tagesfahrt an die „Romantische Straße“

Erwartungsvoll starteten pünktlich morgens um 7.30 Uhr am Freitag, dem 15.06.2012 die SBR-Mitglieder der TI-NL Mitte Eschborn bei bedecktem Himmel zu einer 2-Tagesfahrt an die Romantische Straße. Die Fahrt führte über die A3 durch das wunderschöne und mittlerweile sonnige Frankenland zur A7, der wir bis zu der Ausfahrt Wörnitz folgten. Seitlich der Bundesstraßen grüßten, je näher wir dem neuen „Fränkischen Seenland“ kamen, das ca. 50km südlich von Nürnberg liegt, auf saftigen Wiesen Störche zu uns herüber, die auf Futtersuche waren. Entstanden ist das Seenland (bestehend aus: Altmühl-, Kleiner sowie Großer Brombach-, Igelsbach- und Rothsee ) u. a. auch durch die Initiative von Bayerns ehemaligem Ministerpräsidenten, Franz-Josef Strauß, der den Bau des Rhein-Main-Donau-Kanals – allen Widerständen zum Trotz – durchgesetzt hat. Der Bau der Anlage verschlang ca. 470 Mio. DM, die Bauzeit betrug 30 Jahre. Heute ist das Seenland ein herrliches Freizeit- und Urlaubsgebiet und ein nicht zu unterschätzender Tourismusfaktor im Frankenland bzw. des Freistaates Bayern.

Am großen Brombachsee erwartete uns das erste Highlight unserer 2-Tages-Tour:
Eine 1½-stündige Rundfahrt incl. Mittagessen mit dem „einzigartigen Trimaran, der MS Brombachsee“, einem Drei-Rumpf-Schiff, das in seiner Architektur und Konstruktion in Europa einmalig ist. Nach unserer Stärkung hatten wir noch genügend Zeit, das Schiff genauer zu erkunden, sowie die herrliche Aussicht auf die ringsum liegenden Wälder und kleinen Orte zu genießen.

Zurück auf festem Boden ging es gegen 14.15 Uhr weiter nach Harburg (5.400 Einwohner, mit überwiegend evangelischer Bevölkerung) mit seiner hoch über der Wörnitz liegenden unzerstörten Burg, die seit 1150 urkundlich belegt ist. Diese Burg, die im Wechsel der Geschichte mal im Besitz der Ottonen, Salier, Staufer, Habsburger bzw. durch Verpfändung derer von Oettingen war, blieb im 30-jährigen Krieg durch rechtzeitiges Hissen der weißen Fahne von der Zerstörung verschont, sodass sie noch heute das Bild einer wehrhaften Burganlage vermittelt.

Nach der Burgführung hatten wir noch Gelegenheit, die kleine historische Stadt selbst anzuschauen, deren Stadttore leider in den Jahren 1861 – 1864 abgerissen wurden und heute nur noch Gedenktafeln davon künden. In die Stadt gelangten wir über die „Steinerne Brücke“, die über die wildromantische und manchmal auch bei Hochwasser sehr gefährliche Wörnitz führt, wo wir uns ein Bild über die noch sehr gut erhaltene Bausubstanz aus dem Mittelalter machen konnten.

Zum Abschluss unseres Besuches in Harburg spielte sogar noch die Freiwillige Feuerwehrkapelle auf, die ihr „Patenbittenfest = Fürbittenfest“ mit einem Umzug durch die Stadt feierte.

Am frühen Abend brachte uns der Bus weiter nach Pöttmes (ein Marktflecken mit 6.300 Einwohnern), wo wir in zwei verschiedenen Hotels (Ochsnwirt und Hotel Reidinger) untergebracht waren. Pöttmes wurde bereits im Jahre 1324 durch „Kaiser Ludwig dem Bayern“ das Marktrecht verliehen und liegt mitten im berühmten Spargelanbaugebiet von Schrobenhausen.

Unser Abendessen nahmen wir gemeinsam im Traditionsgasthaus „Ochs`n“ ein, wo wir fast alle den Spargelgerichten zusprachen. Auf dem Weg in unser Hotel Reidinger machte unsere kleine Gruppe noch einmal Halt in der schönen Altstadt von Pöttmes, die durch zwei Stadttore begrenzt ist, um den Tag feuchtfröhlich ausklingen zu lassen. Gegen Mitternacht lagen wir dann alle todmüde in unseren Betten.

Am nächsten Morgen begrüßte uns strahlender Sonnenschein mit dem berühmten weißblauen bayerischen Himmel. In froher Erwartung starteten wir bereits um 9.00 Uhr nach Augsburg, das zentral auf der West-Ost- bzw. Nord-Süd-Achse in Europa liegt. Diese alte Stadt, die auf mehr als 2.000 Jahre Geschichte und Geschicke zurückblickt, gehört neben Köln, Trier und Kempten zu den ältesten Städten Deutschlands und ist sogar die älteste Großstadt des Landes Bayern. Heute befindet sich hier der Sitz der Regierung von Schwaben.

Diese günstige Lage wussten bereits die Römer – nachdem Sie die Alpenbewohner und die Kelten unterworfen hatten – zu schätzen. Sie gründeten am Zusammenfluss von Lech und Wertach um Christi Geburt das Militärlager Augusta Vindelicorum. Unser erster Anlaufpunkt in der Stadt Augsburg (mit den 3 Schutzheiligen, St. Ulrich, St. Afra, St. Simpert) war die Fuggerei, die älteste Sozialsiedlung der Welt mit ca. 140 Wohnungen (derzeit leben dort 150 Menschen) in 67 Häusern, die von Jakob Fugger, dem Reichen, 1521 für verarmte katholische Augsburger Bürger gestiftet wurde. Zur damaligen Zeit betrug der Jahreskaltmiete „einen Rheinischen Gulden“, das entspricht in der heutigen Zeit Euro 0,88, und verpflichtete die Bewohner damals wie heute täglich drei Gebete für den Stifter und die Familie Fugger zu sprechen. Der wohl bekannteste Bewohner der Fuggerei war der Maler Franz Mozart, der Urgroßvater des weltberühmten Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart, der von 1681 bis zu seinem Tode 1694 mit seiner Familie hier wohnte. Zur Blüte der Fuggerei – „eine Stadt in der Stadt“ – lebten hier 88 Kinder in und mit ihren Familien. Die Grabkapelle der Fugger befindet sich in der St. Anna-Kirche, einem ehemaligen Karmeliterkloster. St. Anna ist seit 1525 evangelisch. In Augsburg wurde auch der Reformationsstreit ausgetragen – Martin Luther kam 1518 in die Stadt und stand hier vor dem Reichstag.

Dem Besuch der Fuggerei schloss sich eine Stadtführung an, die uns viel Sehenswertes u. a. auch die prachtvollen Bauten der Renaissance vor Augen führte. Das von Elias Holl von 1616 bis 1620 erbaute Rathaus (im 2. Weltkrieg zerstört), mit dem daneben stehenden Perlachturm konnten wir leider nur von außen betrachten, da der berühmte wiederhergestellte „Goldene Saal“ nicht zugängig war. Augsburgs Geschichte ist vielschichtig, sie brachte viele Berühmtheiten hervor: z. B. Agnes Bernauer, die Welser, Hans Holbein d. Ä., Rudolf Diesel, Berthold Brecht sowie die bereits oben genannten Persönlichkeiten.

Das Gehörte und Gesehene konnten wir unter mächtigen alten Kastanien im Biergarten des Wirtshauses am Lech, wo es bayerische Schmankerln zum Essen und Trinken gab, nachklingen lassen.

Nach dieser Stärkung stand als weiterer bzw. letzter Programmpunkt die Besichtigung des „Käthe-Kruse-Puppen-Museums“ in Donauwörth am späten Nachmittag an. Dieses Museum zeigte in anschaulicher Form den familiären Werdegang der Käthe Kruse und die Entstehung ihrer weltberühmten und nicht ganz billigen Puppen auf. Zur Vervollständigung erhielten wir im Bus noch eine Kurzinformation zur Geschichte der Stadt Donauwörth von unserem Reiseleiter.

Mit den vielen neuen Eindrücken der zurückliegenden zwei Tage im Gepäck traten wir gegen 17.00 Uhr die Heimfahrt an. Unterbrochen wurde die Fahrt noch einmal für einen einstündigen Zwischenstopp in Nördlingen. Wir nutzten diese Gelegenheit, um unsere Lebensgeister mit einem Kaffee oder leckeren Eis wieder zu aktivieren, was unbedingt erforderlich bei dem heißen, sonnigen Wetter in Bayern war.

Als wir den Main auf der Rückfahrt überquert hatten, änderte sich das Wetter, dunkle Wolken am Horizont zogen auf und bereits im Spessart fing es an zu regnen. Was hatten wir doch für ein Glück während dieser 2-Tagestour!! Wie konnte es anders sein, denn wie immer waren die Mitreisenden für das Wetter zuständig! Als wir Eschborn am späten Abend wieder erreichten war es bereits dunkel und es hatte auch hier schon geregnet.

Zum guten Schluss bedanken wir uns für die hervorragende Planung, Organisation und Durchführung der Reise bei unserem Kollegen Hans Herbrand und seiner Frau, die mit viel Engagement die Fahrt vorbereitet und durchgeführt haben. Alle Mitreisenden waren begeistert und bedankten sich mit anhaltendem Applaus im Bus und nochmals beim Abschiednehmen.

(EL)