Wochenfahrt Vogtland/Böhmen

18.06.2017
Am Sonntag, 18.06.2017 um 08:00 Uhr begann mit 25 Senioren unsere diesjährige Wochenfahrt ab der alten Telekom-Niederlassung in Eschborn. Das Wetter war wie bestellt hervorragend. Unterwegs leuchtete bei Kitzingen eine rote Warnlampe am Armaturenbrett im Bus auf. Unser Fahrer stellte fest, dass ein Stromaggregat ausgefallen war. In der Folge fiel auch die Klimaanlage aus und wir mussten eine Werkstatt zur Fehlerbeseitigung kontaktieren. In einem kleinen Ort wurden wir durch eine Fronleichnams-Prozession zum Anhalten gezwungen. Nachdem die Prozession vorübergezogen war, funktionierte plötzlich wieder sämtliche Elektrik im Bus! So geschehen auch heute noch kleine Wunder 🙂
Ein Check in der Werkstatt ergab keine Probleme und wir setzten unsere Fahrt nach der erzwungenen Pause fort.

In Bayreuth wurde eine Pause eingelegt, welche wir zum Spaziergang und Kaffeetrinken nutzen konnten. Bei einem Stopp am Festspielhaus versorgte uns das Busfahrer-Ehepaar mit Getränken und Würstchen. Danach führen wir frisch gestärkt zu unserem Hotel „Best Western Ahorn“ in Oberwiesenthal. Nachdem wir uns in den gemütlichen Zimmern eingerichtet hatten, wartete ein leckeres Buffet auf unsere Reisegruppe. In der Erzgebirgsstube saßen wir in einer kleinen Gruppe noch zum Abschluss bei guten Getränken und netten Gesprächen zusammen.

19.06.2017
Um 09:00 Uhr starteten wir heute zu unserer Tagestour über Annaberg zur Grube „Markus Röhling„.
Der Gästeführer Uwe erzählte uns viel von seiner Heimatstadt Oberwiesenthal und der näheren Umgebung. Oberwiesenthal liegt direkt an der Grenze zu Tschechien. Ein kleiner Bach trennt hier Thüringen von Tschechien. Die historische Fichtelberg-Dampfbahn fährt noch heute gemütlich durch die so genannten Straßendörfer. Auf beiden Seiten der Grenze wurde bis 1945 deutsch gesprochen. Die deutsche Bevölkerung des früheren Sudetenlandes wurde in Folge des Krieges ab 1945 durch die Benes-Dekrete enteignet und vertrieben.

Nach 1992 erfolgte mit Mauerfall und Öffnung der Grenzen wieder eine Annäherung von Deutschen und Tschechen.

Am Marktplatz von Oberwiesenthal führten in früherer Zeit fünf Eingänge direkt zu den Erzgruben. Heute ist davon nichts mehr zu sehen. Mit der elektrischen Grubenbahn fuhren wir in den Schacht der Grube „Markus Röhling“ ein und lernten bei der Führung viel über die beschwerliche Arbeit der Bergleute. Ende des 19. Jahrhunderts schloss die letzte Grube in dieser Region. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Gruben von der sowjetischen Militärverwaltung gesperrt und unter dem Decknamen „Wismut“ zur Uranausbeute benutzt. Damit wurden die ersten russischen Atombomben gebaut.

Anschließend unternahmen wir eine kleine Stadtführung und führen dann mit Sessel-Lift bzw. Schwebebahn zum Fichtelberg hinauf. Bei strahlendem Sonnenschein hatten wir einen schönen Ausblick von oben. Nach Spaziergang und Kaffeepause ging es wieder nach unten zu unserem Hotel.

20.06.2017
Unsere Fahrt führte uns durch das Vogtland zum Musikantenwinkel nach Klingenthal. In den umliegenden Gruben wurde früher Kobalt für die bekannte Farbe Kobaltblau gefördert.

Weiter ging es durch den Ort Morgenröte Rautenkranz  (Geburtsort des ersten deutschen Weltraumfahrers Sigmund Jähn). Mitten im Ort ist vor der Raumfahrtausstellung sogar eine MIG21 (russisches Jagdflugzeug) ausgestellt.

Das nächste Ziel war die Vogtlandarena bei Klingenthal. Mit einer kleinen Bahn fuhren wir zur Sprungschanze hinauf, wo man mit einem schönem Ausblick belohnt wird. Die Rückfahrt in den kleinen Wägelchen erinnerte fast an eine Achterbahnfahrt, so schnell ging es manchmal bergab in die Kurven.  Nach einer deftigen Vesper am Bus führen wir weiter nach Marktneukirchen zur Musikausstellung der Familie Hüttel. Dabei handelt es sich um eine private Sammlung liebevoll restaurierter selbstspielender Instrumente wie elektrisches Klavier, Kirmesorgeln usw. Anschließend ging es weiter zur Göltzschtalbrücke, der höchsten Backsteinbrücke der Welt, welche heute noch von einer Regionalbahn benutzt wird. Das beeindruckende Bauwerk ist 78 Meter hoch. Mit dem Bau wurde bereits 1846 begonnen und über 26 Millionen Ziegelsteine sind fachgerecht gemauert. Ein nahe gelegenes Cafe mit Biergarten verlockte wegen des guten Wetters zu  Kaffee und Eis.

21.06.2017
An diesem Tag war ein Ausflug in das Nachbarland Tschechien geplant. Pünktlich um 09:00 Uhr fuhren wir mit dem Bus zunächst nach Karlsbad, heute „Karlovy Vary“. Auf dem Weg dorthin machten die Vororte teilweise einen ungepflegten und verfallenen Eindruck. Der Kurort selbst und besonders die Prachtbauten aus der K&K-Zeit sind dagegen schön renoviert. Hier findet auch seit 1946 ein jährliches internationales Filmfestival statt.

Das Mittagessen nahmen viele Teilnehmer unserer Reisegruppe im Egerländer Hof ein. Danach fuhren wir weiter nach Marienbad, heute „Mariánské Lázně„. Hier beeindruckt besonders der großzügige Kurpark. Kurz vor der Wende sollte mitten im Kurpark ein großes Hotel mit 18 Stockwerken gebaut werden, was den Blick auf die schönen alten Gebäude und Umgebung negativ beeinflusst hätte. Das Bauvorhaben wurde abgebrochen, doch die Bodenplatte und Seitenwände des Kellers stehen noch. Es gibt Überlegungen, ggf. eine Tiefgarage zu bauen und den Park an dieser Stelle wieder herzustellen. Vor der historischen Kolonnade befindet sich ein Springbrunnen, der zu den ungeraden Stunden nach einem festgelegten Plan Musik erklingen lässt. Bei unserem Besuch hörten wir um 15:00 Uhr „Conquest of Paradise“ von Vangelis. Ein Straßencafe lud noch zum Verweilen bei Kaffee, Kuchen oder Eis ein. Auf dem Rückweg fuhren wir durch den früheren deutschen Ort Schönfeld, heute „Krásno„, wo eine unserer Seniorinnen aufwuchs und durch die politischen Verhältnisse nach dem Krieg im Alter von 5 Jahren vertrieben wurde. Ihr Elternhaus steht leider nicht mehr. Unser Gästeführer berichtete, dass sehr viele kleine Dörfer nach dem Krieg eingeebnet wurden, um die Spuren der deutschen Bewohner des Sudetenlandes zu vernichten. Auf der Rückfahrt in das Hotel bedankten wir uns bei unserem Gästeführer Uwe, der drei Tage Interessantes und Wissenswertes vermittelt hat, mit einem schönen Trinkgeld.

22.06.2017
Die heutige Tour führte uns nach Loket (früher Ellnbogen) in Böhmen. Unser Gästeführer für die beiden verbleibenden Tage war nun Gerd, der uns mit seiner ruhigen Art zunächst durch den Ort und dann noch zur Burg führte. Die Stadt wurden in den letzten Jahren mit viel Geschick restauriert und die historischen Häuser erstrahlen wieder im alten Glanz. Die nachfolgende Freizeit wurde z. B. genutzt, um die Burg zu besichtigen. Ab 12:30 Uhr ging es  zum traditionellen Erdschweinessen ins Hotel Ferdinand. Zunächst wurde die Grube im Innenhof geöffnet und die beiden gegarten Spanferkel herausgeholt und zerteilt. Dann konnten wir das wohlschmeckende Erdschwein mit Beilagen und Getränken im Lokal verzehren. Nach dem Essen erfolgte eine kleine folkloristische Vorführung mit Musik und Tanz. Anschließend wurden aus den Reihen der Senioren noch König, Königin und zwei Ritter ausgewählt und eingekleidet. In einer kleinen Vorstellung wurden dann die beiden Senioren, begleitet von einer Tanzvorführung, zum Ritter geschlagen. Nun war es Zeit zum Aufbruch und wir fuhren über Karlsbad zurück zum Hotel, wo uns ein gutes Abendessen erwartete.

23.06.2017
Am letzten Tag unseres Aufenthaltes fuhren wir mit unserem Gästeführer Gerd nach Cheb (früher Eger). Bei der Stadtführung besichtigten wir die Krämergasse, den Marktplatz und die Kirche St. Nikolaus (von außen). In Eger gibt es schöne alte Kaufmannshäuser, besonders um den Marktplatz. Hier wurde auch der aus dem 30-jährigen Krieg bekannte Feldherr Wallenstein ermordet, worauf an vielen Stellen der Stadt hingewiesen wird.

Die nächste Etappe war Chodová Planá (früher Kuttenplan), wo wir zunächst ein Mittagessen im Felsenrestaurant genießen durften. Danach folgte die Besichtigung der Brauerei Chodova mit anschließender Bierprobe aus einem Brunnen im Freien. Damit endete unser Besichtigungs-Programm im Vogtland und in Böhmen. Über die Autobahn kamen wir wieder zügig zu unserem Hotel. Das gute Abendessen und anschließende gemütliches Beisammensein in der Hotelbar rundeten den Tag ab. Dann hieß es leider für die morgige Abreise Koffer packen.

24.06.2017
Die Rückreise führte uns über Chemnitz zur Autobahn A71/A4 nach Erfurt. In Erfurt konnte man bei einem Fotostopp auf dem Petersberg einen schönen Blick auf die Altstadt werfen. Die vorgesehene Freizeit wurde mit Besichtigung der weltbekannten Krämerbrücke, der Altstadt sowie einem Mittagessen in gemütlichen Straßenlokalen ausgefüllt. Nach den ereignisreichen und schönen Tagen unserer Gruppenreise erreichten wir unseren Abfahrtsort Eschborn gegen 17:30 Uhr.

Auf der Rückreise bedankte sich der Reiseleiter bei unserem Fahrer Horst für seine ausgezeichneten Fahrleistungen und seiner Ehefrau für die gute Versorgung mit Essen und Trinken auf unserer Reise. Uschi dankte dem Reiseleiter mit netten Worten und einem Geschenk aller Mitreisenden für die Organisation der interessanten Reise ins Vogtland und nach Böhmen. Wir freuen uns dann auf ein Wiedersehen bei einer der nächsten Veranstaltungen des Seniorenbeirates.

(H. H.)