5-Tagesfahrt nach Mecklenburg-Vorpommern

5-Tagesfahrt des Seniorenbeirats nach Mecklenburg-Vorpommern vom 20.09. bis 24.09.2015

Mecklenburg-Vorpommern ist ein junges Bundesland. Es entstand 1990 durch die Zusammenlegung der DDR-Bezirke Neubrandenburg, Rostock und Schwerin und gehört zu den fünf „neuen Bundesländern“. Es umfasst 6 Landkreise: Nordwestmecklenburg, Landkreis Rostock, Vorpommern Rügen, Vorpommern Greifswald, Ludwigslust Parchim und die Mecklenburgische Seenplatte. Hinzu kommen die beiden kreisfreien Städte Hansestadt Rostock und Landeshauptstadt Schwerin. Die Gesamteinwohnerzahl des neuen Bundeslandes beträgt etwa 1.7 Mio, die Landesfläche rund 23 200 qkm.

Der Landkreis Vorpommern Rügen war bereits im Jahr 2013 Gegenstand einer sehr erfolgreichen Seniorenreise.

1. Tag: Anreise nach Güstrow

Unsere Reise begann bereits um 06:00 Uhr in Eschborn mit 35 Teilnehmern. Der Himmel war zwar bedeckt und die Außentemperatur betrug nur 15°. Gleichwohl war die Vorfreude für die meisten von uns, eine neue Gegend zu erkunden, deutlich spürbar. Zunächst nahmen wir an der Raststätte „Wetterau“ noch zwei Mitreisende auf, bevor wir uns auf die lange Fahrt von rund 700 km begaben. Nach freundlichen Begrüßungen durch unseren Fahrer Horst und unseren Reisleiter Hans erhielten wir von ihm als Erstverpflegung eine Flasche Limo und Kekse.

Die Reise ging durch das allmählich erwachende wunderschöne Hessische Bergland über den ehemaligen Zonengrenzübergang Herleshausen zur Stadt Weimar. Hier haben nicht nur Goethe und Schiller ihre Spuren hinterlassen. Weimar war nach dem im Jahre 1918 beendeten 1. Weltkrieg vom Jahre 1919 an bis 1933 auch Sitz der sogenannten Weimarer Republik. Nach dem Kaffeetrinken ging um 10 Uhr die Fahrt weiter durch das Thüringer Land zur Autobahn A 9, Richtung Berlin.

Unterwegs hörten wir von Hans zur Unterhaltung die ersten Sprüche und Witze. Auf der Raststätte Fläming hatten wir 45 Minuten Pause, in der unser Fahrer Horst uns zusammen mit seiner Ehefrau Marion mit leckeren Wurstbroten und guten Getränken versorgte. Dazu hat das Busunternehmen eine „Verzehrkarte“ entwickelt, auf der Speisen und Getränke vermerkt, aber erst am Ende der Reise abgerechnet werden. Am Potsdamer Kreuz wechselten wir auf die A 10 und bei Havelland auf die A 24. Ab Wittstock ging die Fahrt über die A 19 und nach einem nochmals kurzen Parkplatzstopp zur Autobahnausfahrt unseres Zielortes Güstrow.

In unserem Hotel „Weinberg“ wurden wir nach einer Fahrstrecke von 730 km und einer Fahrtdauer von 11 Stunden aufs herzlichste begrüßt. Ab 18:30 Uhr wartete auf uns ein rustikales pommerisches Abendessen: Es gab eine Gemüsesuppe, einen mit Pflaumen gefüllter Schweinebraten, Rotkohl und Kartoffel, sowie als Nachtisch Rote Grütze.

2. Tag: Stadtführung in Güstrow

Güstrow ist eine Stadt mit rund 28 500 Einwohnern. Vor der Wende lebten hier fast 40 000 Menschen, für die aber nicht genügend Arbeitsplätze vorhanden waren und deshalb teilweise abwanderten.

Der zweite Tag begann mit einem umfangreichen Frühstücksbuffet, bei dem nichts fehlte. Die Stadtführung übernahm unser Gästeführer Rolf. Sie begann mit dem „Renaissance-Juwel Schloss Güstrow“. Es war bis ins 18. Jahrhundert Residenz der mecklenburgischen Herzöge, unter ihnen Wallenstein. Hier wurde uns erläutert, dass das Schloss einst aufgebaut, später wieder teilweise abgerissen, dann ein Seitenanbau im anderen Baustil dazu kam, aber insgesamt letztlich nie vollendet wurde. Interessant waren auf dem Schlosshof drei aus Stein gemeißelte Pferdeaufstiegshilfen, wohl vorrangig für adelige Frauen gedacht. Die Schlossräume werden heute für verschiedene Veranstaltungen genutzt. Es gibt dort Bildergalerien z.B. mit der “ Anna von Pommern“. Sehenswert ist das sogenannte Eckzimmer des Fürsten, das ihm einen Blick nach mehreren Richtungen erlaubte. Der Festsaal hat eine wunderbare Stuckdecke, die von polnischen Künstlern restauriert wurde und in die sich der Bauleiter verewigt hat. Eine Besonderheit des Festsaales war das sogenannte Musikzimmer: Dort saßen 4-5 Musiker hinter eine Wand, die nur nach oben zur Decke hin eine Öffnung von ca. 70 cm hat, d.h., das Publikum konnte die Musiker nicht sehen und die Musiker nicht das Publikum. Genutzt wird der Festsaal heute gerne auch für Abiturfeiern. Der Schlossgarten ist gartenarchitektonisch hervorragend angelegt.

Der Dom in Güstrow ist eine Ev. Luth. Kirche. Hier findet man einen übergroßen Taufstein. Auffällig ist eine schwebende Person mit einem Gewicht von 250 kg, geschaffen vom Künstler Ernst Barlach, der damit an die Gefallenen des 1. Weltkriegs erinnern will. Bemerkenswert ist der wunderschöne Flügelaltar. Die Hauptorgel befindet sich im Mittelschiff, eine weitere Orgel im linken Seitenschiff.

Im Rathaus von Güstrow hat sich im Jahre 1982 der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt mit dem Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker auf dem Balkon gemeinsam mit einigen bevorzugten Bürgern gezeigt. Die normale Bevölkerung war aus Sicherheitsgründen von dieser Veranstaltung ausgeschlossen.

Am Pferdemarkt steht das Postgebäude aus Generalpostmeisters Stephans Zeiten. Es ist nur noch teilweise mit Büros der deutschen Post belegt. Weitere Räume sind an Privatfirmen vermietet.
Am Pferdemarkt gibt es eine Besonderheit: Hier steht ein sehr großes, ehrwürdiges Hotel seit vielen Jahren absolut leer. Grund: Besitzer und Eigentümer können sich nicht auf eine dringend erforderliche Renovierung einigen.

In der Gertrudenkapelle, unweit der Güstrower Altstadt, haben wir weitere weltbekannte bildhauerische Werke Barlachs gesehen. Skulpturen wie z.B. „Lesender Klosterschüler“ (aus Holz), sowie „Wanderer im Wind“ (aus Holz) haben hier einen angemessenen Raum gefunden.

Um 15:30 Uhr gab es im Hotel Kaffee und Streuselkuchen mit Pflaumen und Schlagsahne. Sehr lecker. Zum Abendessen um 18:00 Uhr wurden uns Salat, Backfisch oder Kasseler, Kartoffel und Nachtisch serviert.

3. Tag: Fahrt nach Waren und Malchow

Fahrt nach Waren. Hier befindet sich die Mecklenburgische Metall Gussfirma (MMG). Sie ist der größte Schiffsschraubenhersteller und beliefert die ganze Welt. Die größten Schiffsschrauben haben derzeit einen Durchmesser von 11 Metern. Nach der Ankunft in Waren haben wir einen Stadtbummel vorgenommen und in einer zünftigen Schiffskneipe zu Mittag gegessen. Um 15:15 Uhr begann eine zweistündige Schifffahrt mit der „Warsteiner“ von Waren aus im wesentlichen über den Kölpinsee und den Fleesensee nach Malchow. Hier angekommen versorgte uns das Busfahrerehepaar vor dem Bus mit Kaffee und Kuchen. Ganz prima!

In Malchow befindet sich auch ein Orgelmuseum.

Das Abendessen am Dienstag brachte den absoluten Höhepunkt des Tages. Es gab vom Gastwirt selbst geräucherten Lachs und Rotbarsch und die Gäste konnten sich das Räucherergebnis unmittelbar am Räucherofen anschauen und dazu einen zünftigen Schnaps trinken. Zum Abendessen gab es zu einer reichlichen Menge an Lachs und Rotbarsch noch Zwiebelbrot und Gurkensalat. Einfach toll!

4. Tag: Stadtführung in der Hansestadt Rostock und Warnemünde

Die größte Stadt an Mecklenburgs Ostseeküste hat rund 203 000 Einwohner und eine Gesamtfläche von 181 qkm. Hier findet man nicht nur reges Hafentreiben, sondern auch, dank Warnemünde, puren Badespaß. In Rostock gibt es schöne Hanseatische Giebelhäuser, gotische Kirchen und alte Speicher. Bei unserem Spaziergang durch die Innenstadt ließ sich der frühere Reichtum der alten Hansestadt erahnen. Der Neue Markt ist der größte Platz der Stadt, der von dem 700 Jahre alten Rathaus beherrscht wird. Im Jahre 1727 wurde der einst gotischen Bachsteinfassade einen heute rosa gestrichenen Barockbau vorgesetzt. Seither sind nur noch sieben zierliche Türme der Originalfassade zu sehen.

Vom Wohlstand zu Zeiten der Hanse zeugt die ab 1290 errichtete Marienkirche, deren Bauarbeiten über 400 Jahre dauerten. Gewaltig ist die spätbarocke Orgel und eine Besonderheit ist das 3m hohe Taufbecken aus Bronze, weil man früher die Täuflinge komplett ins Taufbecken eintauchte.

Eine weitere Besonderheit ist ein Meisterwerk der mittelalterlichen Uhrmacherkunst: Die astronomische Uhr von 1472 hinter dem Hauptaltar: Um 12:00 Uhr mittags bietet sie ein besonderes Schauspiel: Evangelisten und Apostel ziehen auf eine bewegliche Plattform am segnenden Christus vorbei. Nur der letzte, der Verräter Judas, bekommt keinen Segen: Vor ihm schließt sich die Himmelstür. In der Kirche bildete sich aus unserer Reisegruppe und unserem Gästeführer spontan ein „Kirchenchor“, der ein geistliches Lied sang.

Im Osten der Stadt erhebt sich die Petrikirche mit ihrem 117m hohen Turm, der über eine Aussichtsplattform mit Aufzug verfügt.

Am Universitätsplatz strahlen die Bronzefiguren einer Brunnenanlage, die auch Brunnen der Lebensfreude genannt wird. Am Platz selbst steht das Hauptgebäude der 1419 gegründeten Universität. Auf dem Universitätsplatz befindet sich  das Denkmal eines berühmten Soldaten der Stadt Rostock, nämlich des Preußischen Generalfeldmarschalls Blücher.

Das Kloster zum Heiligen Kreuz geht der Legende zufolge auf eine Stiftung der dänischen Königin Magarete zurück. Sie soll den Bau 1270 für eine Rettung aus Seenot gestiftet haben.

Warnemünde und Rostock: Im Jahre 1323 kaufte der Stadtrat von Rostock dem Fürsten von Mecklenburg das kleine Fischerdorf Warnemünde ab. So erhielt Rostock sein eigenes Seebad. Heute ist Warnemünde nicht nur Badeort mit viel Gastronomie und Nachtleben, sondern auch Hafen für Kreuzfahrtschiffe. Nahe der Hafeneinfahrt ragt der 1898 eingeweihte Leuchtturm 37m in die Höhe. Gleich daneben erinnert die „Teepott“ genannte Halle, mit ihrem geschwungenen Stahlbetondach an die Berliner Kongresshalle (Schwangere Auster).

Der Strand in Warnemünde erstreckt sich über eine Länge von 15 km. An der sehr langen und schönen Hafenpromenade findet man Fischkutter, Ausflugsschiffe, Sportboote, Fischbuden, Restaurants und Geschäfte.

In unser Reiseprogramm wurde noch kurzfristig eine Fahrt zu einem Erlebnis-Dorf (auch Bauernmarkt genannt) in Rövershagen aufgenommen. Hier gab es die Abteilungen Einkaufen, Manufakturen, Attraktionen, Kulinarisches und Tierisches, also alles, was der heutige Kunde von einem Bauernmarkt erwartet. Eine Besonderheit: Es gab keine Hinweisschilder zur Toilettenanlage. Am Eingang des Marktes war ein 5 cm breiter Farbstreifen auf dem Fußboden aufgemalt, der zielsicher zur Toilettenanlage führte. Tolle Idee!

5. Tag: Rückreise

Die Heimreise erfolgte über die Hansestadt Hamburg. Unser Busfahrer hatte angeboten, anstelle einer Hafenrundfahrt aufgrund seiner Ortskenntnisse in Hamburg eine Stadtrundfahrt durchzuführen. Für seinen Vorschlag bekam er mehrheitliche Zustimmung.

Die Abfahrt von Güstrow nach Hamburg begann um 08:05 Uhr. Zunächst erreichten wir die A 19 und fuhren über die A 20 Richtung Lübeck, von da über die A 1 bis Hamburg.

Unterwegs sahen wir einige wunderschöne Diashows über frühere Seniorenreisen der Jahre 2011 – 2015, welche uns Georg zur Verfügung stellte. Die mit viel Liebe gestalteten DVDs weckten schöne Erinnerungen und machten Lust auf künftige Reisen mit dem Seniorenbeirat Eschborn.

Die Stadtrundfahrt begann an der Binnenalster, dann Rathaus, alte Börse, Schielehaus, Schiefehaus, Michaeliskirche, Gruner und Jahr bis zur Reeperbahn, Große Freiheit. Dort zwischen Wohngebäude gezwängt, eine der wenigen katholischen Kirchen in Hamburg, dann die Endo-Klinik, die Hafenkante, den Fischmarkt, die Fluttore, das neue Wohngebiet Hafen-City und das Sozialamt.

Über die Elbbrücken und die A 1 haben wir wieder Hamburg verlassen. Nachdem das Navi unseres Fahrers Horst mehrere Staus auf der Strecke nach Hannover angezeigt hatte, sind wir statt über die A 7 über die A 1 nach Bremen, Osnabrück und Münster bis nach Dortmund gefahren und hier über die A 45 bis zum Gambacher Dreieck und dann auf der A 5 in Richtung Rasthof „Wetterau“, wo zwei Mitreisende unseren Bus wieder verlassen haben. Auf den genannten Strecken haben wir wieder Bilder früherer Seniorenreisen gesehen und von unserem Reiseleiter Hans ab und zu Witze und Sprüche gehört. Zwischendurch wurden Pausen in den Rasthöfen Grundbergsee, Ahlhorner Heide, Eichengrund und Katzengrund eingelegt. Kurz vor unserer Endstation Eschborn gerieten wir zwischen den Autobahnabfahrten Bad Homburg und Westkreuz wegen eines schweren Verkehrsunfalls in einen Stau von ca. 30 Minuten Dauer, die von unserem Reiseleiter Hans mit interessanten Erzählungen überbrückt wurden.

Das Wetter hat uns an den fünf Reisetagen nicht enttäuscht. Wenn es wirklich einmal geregnet  hat, saßen wir im Bus. Der beauftragte Gästeführer Rolf war ein orts- und sachkundiger Mann, der unsere Fragen gut beantworten konnte.

Unser Busfahrer Horst, den wir schon von der Fahrt ins Allgäu (2014) kannten, hat sich wieder gekonnt, sicher und freundlich seiner Aufgabe entledigt. Zum ersten Mal war seine Ehefrau Marion an Bord und hat uns hervorragend mit Essen und Getränken versorgt.

Das Hotel, in dem wir untergebracht waren, liegt in einer sehr ruhigen Wohngegend. Die Einstufung mit drei Sternen ist angemessen. Das Personal war außerordentlich freundlich.

Last but not least: Ein großes Dankeschön erneut an unseren Reiseleiter Hans, der auch dieses Mal die Reiseveranstaltung wieder voll „im Griff“ hatte.

Dem Seniorenbeirat sei ebenfalls Dank für eine wunderschöne Reise.

(G. W.)