Gießen

Reisebericht zur Tagesfahrt nach Gießen am 30.07.2015

Morgens um 9:00 Uhr versammelten sich 41 Senioren des SBR auf dem Telekom-Gelände Eschborn, um gemeinsam eine Busfahrt nach Gießen zu unternehmen. Das Programm stellte uns einen abwechslungsreichen, unterhaltsamen Tag in Aussicht. Der vielversprechend blaue Himmel zauberte ein Lächeln der Vorfreude auf alle Gesichter.

Während der Fahrt erfuhren wir durch unseren Reiseleiter, Hans Herbrand, etliches Wissenswerte über die Stadt.

1152 gründete Wilhelm von Gleiberg die Wasserburg Gießen und legte damit den Grundstein für die spätere Stadt. Die erste urkundliche Erwähnung des Namens „Giezzen“ stammt aus dem Jahr 1197. 1248 wurde Gießen erstmals als Stadt bezeugt. Durch Hin- und Her-Verkauf wechselte mehrfach die Herrschaft. 1442 erhielt Gießen das Marktprivileg; der heutige „Marktplatz“ diente schon damals diesem Zweck.

Die Stadt wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch Philipp den Großmütigen befestigt und erhielt den Alten Friedhof und das Neue Schloss. Kriege und Brände vernichteten im Laufe der Zeit immer wieder große Stadtgebiete. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Innenstadt zu 90% zerstört. Viele Menschen starben oder wurden obdachlos.

Die wichtigste und bekannteste Bildungseinrichtung der Stadt ist die Justus-Liebig-Universität. Sie wurde bereits 1607 von Landgraf Ludwig V. gegründet und hieß nach ihm bis 1945 Ludwigsuniversität oder Ludoviciana. 2011 waren über 25.000 Studierende und 6.000 Erstsemester eingeschrieben. Der Schwerpunkt der Lehre liegt auf den naturwissenschaftlichen und medizinischen Fächern.

Die zweite Hochschule in Gießen ist die 1971 gegründete Technische Hochschule Mittelhessen mit 14.000 Studierenden, davon knapp 8.000 am Campus Gießen. Als dritte, jedoch private, Hochschule hat die Freie Theologische Hochschule im Oktober 2008 ihren Betrieb aufgenommen.

Weitere Hochschulen in Gießen sind die Hessische Hochschule für Polizei und Verwaltung sowie die Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie.

Mit einer Studierendenquote von 44 % gilt Gießen als Stadt mit der höchsten Studierendendichte in Deutschland. Auf 76.691 Einwohner (Stand Juni 2012) kommen insgesamt rund 34.000 Studierende.

Die zügige Fahrt über die A5 brachte uns pünktlich zu unserem Ziel in Gießen, dem Mathematikum. Mathematik war und ist für viele Schüler eher ein Schreckgespenst. Hier aber wurden mathematische Fragen und Problemlösungen auf spielerische Art dargestellt, so dass niemand vor „Berührungen“ zurückschreckte. Die zwei Stunden, die uns zur Verfügung standen, waren zu keiner Zeit langweilig.

Für 12:30 Uhr war die Weiterfahrt nach Oberbiel angesetzt, wo auf dem Gelände des Besucherbergwerks Grube Fortuna, mitten im Wald zwischen Berghausen und Oberbiel, um 13:00 Uhr im Garten des „Zechenhauses“ schon die Tische für uns gedeckt waren. Da wir unser Mittagessen bereits vom Bus aus bestellt hatten, standen nach den Getränken auch bald die Teller mit leckerem Essen auf dem Tisch. Den beiden Kellnerinnen gelang es recht gut, alle Gäste zügig zu bedienen. Ungebetene Mitesser (vor allem Wespen) waren zwar recht aufdringlich, aber nicht aggressiv.

Nach dem Essen war vorgesehen, das Besucherbergwerk sowie das Feld- und Grubenbahnmuseum zu besichtigen. 36 Teilnehmer wollten bei einer Fahrt in den Untergrund mitkommen. Da der Förderkorb nicht mehr als maximal 21 Personen pro Fahrt befördern kann, wurden zwei Gruppen gebildet.

Diese Fahrt in die geheimnisvolle untertägige Welt der Bergleute war ein besonderes Erlebnis! Zu Fuß durch den Stollen erreichten wir den Schacht; von dort brachte uns der Förderkorb sicher zur 150m-Sohle. Anschließend ratterten wir mit der elektrischen Grubenbahn in den Abbaubereich, der sich noch heute nahezu im Originalzustand befindet. Dort führte uns ein Bergwerksführer Originalmaschinen vor. Er wies auf Arbeitsabläufe sowie Besonderheiten des Gebirges hin. Niemand wunderte sich, dass bei dem Maschinenlärm und fehlenden Schutzvorrichtungen die Bergleute oft taub wurden. Aber auch geheimnisvolle Stille in manchen Abschnitten gehörte zur Welt der Bergleute untertage.

Bis weit ins 20. Jahrhundert war die Region an Lahn und Dill geprägt durch den Eisenerzbergbau und die weiterverarbeitenden Industrien. Mit der Schließung der Grube Fortuna bei Solms-Oberbiel endete 1983 diese bis in die Keltenzeit zurück reichende Tradition. Auf dem Zechengelände ist auch ein Eisenbahnmuseum eingerichtet. Es bietet einen interessanten Einblick in die fast vergangene Welt der früher weit verbreiteten Schmalspurbahnen, die über- und untertage Rohstoffe und gelegentlich auch Personen transportiert haben. Mit 57 Lokomotiven und ca. 100 Wagen präsentiert das Museum eine der interessantesten Sammlungen der Spurweite 600 mm in Europa.

Die erste schriftliche Erwähnung der Erzvorkommen im Bereich der späteren Grube Fortuna findet sich in den Bergamtsakten von 1847. Im Jahr 1849 wurde das Recht am Grubenfeld Fortuna an den Fürsten zu Solms Braunfels verliehen. Die Gesamtfeldergröße belief sich später auf 4.689.371 qm. 1906 wurden vom Fürst zu Solms Braunfels die Grube Fortuna und alle übrigen Gruben an die Firma Friedrich Krupp, Essen verkauft. 1953 wurde die Grube durch die Harz Lahn Erzbergbau AG übernommen. 1962 wurde beschlossen, die Grunde Fortuna stillzulegen. Den Abnehmern des Eisenerzes war das geförderte Erz nicht werthaltig genug. Die Abbautätigkeit wurde 1963 wieder aufgenommen, da die ausschließliche Verwendung von Auslandserzen zu unerwarteten Problemen geführt hatte.

1983 wurde die letzte Förderschicht gefahren und ein Förderverein für die Umwandlung in ein Besucherbergwerk gegründet. Ab 1987 können Besucher in das Bergwerk einfahren.

Um 16:30 Uhr fuhren wir Senioren voller Eindrücke nach Rosbach, um den Abend ab 17:30 Uhr in geselliger Runde im Bayerischen Wirtshaus ausklingen zu lassen.

Die Rückfahrt nach Eschborn 19:30 Uhr dauerte nur eine halbe Stunde, so dass dort ab 20:00 Uhr alle Senioren ihren Abend selbst gestalten konnten.

Unser herzlicher Dank gilt unserem erprobten und bewährten Reiseführer Hans Herbrand, der uns allen durch seine Vorarbeit einen wunderbaren Tag erleben ließ!

(G.K.)