Herborn

Die zweite Tagesfahrt 2019 der Eschborner Telekom Senioren führte nach Herborn. Am Mittwoch, dem 15.05.2019 bestiegen 31 gut gelaunte Seniorinnen und Senioren am Montgeronplatz in Niederhöchstadt den Bus unseres Veranstalters Hermani. Leider war die Teilnehmerzahl durch einige Erkrankungen gegenüber den Anmeldungen reduziert.

Auf der Fahrt nach Sinn bei Herborn hatten wir Gelegenheit, einige schöne Bilder von der Mehrtagesfahrt nach Husum vom letzten Jahr anzusehen. Pünktlich kamen wir an unserem ersten Ziel, der Glockengießerei Rincker, an und konnten schon vor der Führung im Außenbereich einige der ausgestellten Glocken bestaunen. Ein erfahrener Mitarbeiter der Glockengießerei erläuterte uns anschaulich den kompletten Herstellungsprozess einer Glocke vom Entwurf bis zum fertigen Produkt. Wir lernten dabei, dass dem Guss einer Glocke viel Handarbeit alleine für die Form vorausgeht. Dabei wird u. a. mit feuchtem Lehm gearbeitet und am gesamten Umfeld ist zu sehen, dass dies keine Arbeit für Männer in weißen Hemden ist. Sie erfordert handwerkliches Geschick, Erfahrung und äußerste Präzision, damit die Glocke auch in der gewünschten Stimmung erklingt. Nach dem Guss wird der Klang der Glocke mit entsprechenden Messgeräten überprüft und er kann nur um wenige Sechzehntel eines Halbtonschrittes nach oben oder unten korrigiert werden. Eine fertige Glocke wird auch an die Nachbarglocken von anderen Kirchen usw. angepasst, damit alle Glocken zueinander harmonisch klingen. Wenn es sich um eine Gruppe von mehreren Glocken, z. B. in einem Kirchturm handelt, müssen sie auch untereinander absolut rein gestimmt werden. Die Glockengießerei Rincker besteht seit 1590 und verfügt über Jahrhunderte alte Erfahrungen im Glockenguss, welche innerhalb der Familie immer weiter gegeben wurde.

Nach der Werksführung brachte uns unser Fahrer Michael in das wenige Kilometer entfernte Herborn, wo wir am Busbahnhof ausstiegen. Das Wetter war sonnig und mild, so dass nach einem Rundgang in der historischen Altstadt die Cafes in der Fußgängerzone zum Verweilen einluden.

Um 14:00 Uhr ging es weiter zur Glockenwelt Burg Greifenstein. Die Burgruine Greifenstein wird vom Greifenstein-Verein e. V. erhalten und steht für zahlreiche Veranstaltungen wie Konzerte, Hochzeiten u. ä. zur Verfügung. Mit der ehrenamtlichen Arbeit dieses Vereins konnte der weitere Verfall der Burg aufgehalten werden.

1160 wurde die Burg erstmalig in einer Urkunde erwähnt. Die prachtvolle Anlage war nach wechselnden Besitzern und Umbauten 1676 teilweise zerfallen, als sie von Graf Wilhelm Moritz von Solms-Greifenstein zu einem barocken Schloss erneut umgebaut wurde. 1693 verliess der letzte Graf von Braunfels die Burg, welche wiederum dem Verfall preisgegeben war. Die Bauern der umliegenden Dörfer nutzen das leerstehende Gebäude wie in vielen anderen Fällen auch als Steinbruch zum Bau der eigenen Häuser.

In einem der mächtigen Türme ist das Glockenmuseum unterbracht. Zu allen ausgestellten Glocken gibt es ausführliche Erklärungen und Skizzen auf den angebrachten Tafeln. Mit den beiliegenden Hämmern können die Glocken auch zum Erklingen gebracht werden. Ein Mikrofon in der Mitte des Turmes nimmt den Klang auf und erzeugt wellenförmige Lichtmuster an der Decke des Turmes, die je nach Glocke unterschiedlich ausfallen. Zu fast allen Glocken brachte uns der Gästeführer interessante Geschichten nahe. Interessant ist auch die Kirche, unter der sich wiederum eine alte Kirche mit einigen Fresken und Schießscharten befindet. Im Mittelalter diente sie als Wehrkirche, um Angreifer vom Burggelände fern zu halten.

Nach der hochinteressanten Führung durch das Glockenmuseum und die Burganlage liefen wir wieder den kurzen Weg hinunter nach Greifenstein. Der Bus brachte uns danach zum Restaurant Teichhaus in Bad Nauheim, wo wir das vorbestellte Abendessen einnehmen konnten. Viel zu schnell verging auch hier die Zeit in angeregter Unterhaltung. Nach einem technisch bedingten Fahrerwechsel fuhren wir mit Sarah in etwa einer halben Stunde zurück an unseren Ausgangspunkt in Niederhöchstadt. Beim Verabschieden wurde vielfach geäußert, dass es wieder eine wunderbare Tagesfahrt gewesen war.

(H. H.)